| Pressemeldung Der Synodale Weg | Nr. 007

Predigt von P. Bernd Hagenkord SJ, Geistlicher Begleiter des Synodalen Weges, bei der ersten Synodalversammlung am 31. Januar 2020 in Frankfurt

Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Philipper 4,4‒9:

Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch!
Eure Güte werde allen Menschen bekannt. Der Herr ist nahe.
Sorgt euch um nichts, sondern bringt in jeder Lage betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott!
Und der Friede Gottes, der alles Verstehen übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken in der Gemeinschaft mit Christus Jesus bewahren.
Schließlich, Brüder: Was immer wahrhaft, edel, recht, was lauter, liebenswert, ansprechend ist, was Tugend heißt und lobenswert ist, darauf seid bedacht!
Was ihr gelernt und angenommen, gehört und an mir gesehen habt, das tut! Und der Gott des Friedens wird mit euch sein.

„Freut euch!“ ist der Eingangsruf zur Lesung. Ein Imperativ – und ein merkwürdiger noch dazu. Man kann Freude nicht befehlen, weil man sie nicht per Knopfdruck anschalten kann. „Freut euch!“ macht als Imperativ also nicht wirklich Sinn.

Die Aufforderung befindet sich in guter Gesellschaft, „liebt einander!“ ist auch so ein Imperativ. Lieben kann man nicht auf Kommando.

Bei der Aufforderung „vergebt einander!“ wird es sogar schnell übergriffig, wie wir im Zuge der Missbrauchsdebatte wieder einmal feststellen mussten. Das darf man sogar gar nicht befehlen.
Warum aber der Imperativ?

Die Exegeten werden mir nun natürlich sagen, und das auch noch zurecht, dass Paulus das gar nicht so meint. Es geht ihm nicht um Emotionen auf Knopfdruck, nicht um eine Aufforderung im klassischen Sinn der Wortes.

Es geht Paulus um eine christliche Grundhaltung. Es geht nicht um ein Abrufen von Gefühlen, um erzwungene Heiterkeit, sondern um etwas, was in Gott gründet.

Und die Aufforderung dazu gilt ja bis heute, es vergeht kaum ein Papstschreiben, das nicht das Wort „Freude“ im Titel hat: Evangelii gaudium, Amoris laetitia, Gaudete et exsultate, Laudato si’, alles dreht sich um Freude. Umgekehrt hat der Papst Kritik übrig für „Christen mit Beerdigungs-Gesicht“. Das ist keine Kritik an ehrlicher Trauer, sondern an Trauer ohne Ehrlichkeit.

Das mit der Freude ist aber so eine Sache, auch wenn wir sie als christliche Grundhaltung verstehen. Dieser Freude steht oftmals etwas im Weg. Wir sind sogar genau deswegen hier zusammen, weil es zwischen uns und der Freude Hindernisse gibt. Wie kommen wir also zu der Freude, zu der Paulus uns aufruft?

Paulus schreibt den Brief, aus dem wir gehört haben, aus dem Gefängnis. Und er schreibt einer Gemeinde, die selbst von den Römern bedrängt und von inneren Spannungen zerrissen ist. Auch Briefschreiber und -empfänger hätten also keinen Grund zur Freude. Und doch gibt Paulus den Philippern und über diese uns mit auf unseren synodalen Weg: „Freut euch! Noch einmal sage ich euch, Freut euch!“ Der Brief ist ein Stück Leidensbewältigung. Auf dem Weg zu der Freude, die uns Christinnen und Christen auszeichnen soll und die wir weitergeben sollen. Nun werden wir hier nicht verfolgt, auch sind wir hier nicht gespalten, aber das Grundprinzip bleibt: wir sollen uns aufmachen zur Freude.

Der kleine Abschnitt, den wir gehört haben, enthält so etwas wie eine Wegbeschreibung dahin, zu dieser Freude.

Erstens: Paulus lässt die Philipper teilhaben an dem, was ihn bewegt. Er bleibt nicht abstrakt, sondern erzählt. Den Brief durchziehen ganz persönliche Dinge. Wegbeschreibung eins ist also: teilhaben lassen an dem, was uns bewegt.

Zweitens: Eure Güte werde allen Menschen bekannt, sie soll sichtbar werden. In einer eher feindlich gesinnten römischen Ordnung bedeutet das eine bemerkenswerte Offenheit nach außen. Nicht sich einschließen, sondern sichtbar bleiben. Das meint nicht Taktik und Berechnung, sondern will Ausdruck dessen sein, was Christus vorgelebt hat. Auch in Zeiten, in denen das mit der Freude nicht einfach oder nicht naheliegend ist.

Dritter Teil der Wegbeschreibung: Nicht sorgen. Das bedeutet, nicht um sich selber zu kreisen, nicht auf die eigene Stärken zu bauen, als ob alles von unseren Sorgen und Kräften abhinge. Sondern es bedeutet, zu bitten. Mit Dank zu bitten, in jeder Lage. Also immer auf Gott zu bauen, immer zu vertrauen.

Und dann wird der Friede Gottes „bewachen“, wie es heißt, „bewahren“, wie unsere Übersetzung sagt. Die Sorgen bekommen dann kein Eigenleben, werden in uns nicht mächtig. Wer betet, den umgibt Gottes Frieden. Das ist keine Magie; Gottes Frieden ist personale Gegenwart Jesu. Ist keine Behäbigkeit, keine Konfliktfreiheit, keine Selbstzufriedenheit ohne Bewegung. Friede: das ist ein Raum.

Und damit sind wir dann auch wieder bei der Freude, denn auch die Freude scheint ein Raum zu sein. „Freut euch im Herrn!“ sagt Paulus, das klingt irgendwie biblisch in dem Sinn, dass es keine Alltagssprache ist. Freut euch in Papst Franziskus? Freut euch in der Oma? Das sagt keiner. Mit ihr oder über sie, gerne, aber „in“? Das klingt angestaubt und speziell.

Aber trifft den Punkt. Im Johannesevangelium sagt Jesus: „Bleibet in meiner Freude!“. Wie Friede ist auch die Freude so ein Raum. Sich in Gott freuen gibt uns den Grund der Freude an, die Ermöglichung der Freude, die Quelle. Sie ist der Raum, in dem wir leben. Und in dem wir hier debattieren, sprechen, diskutieren, hören, schreiben, denken, beten.

Paulus skizziert uns den Weg zu dieser Freude. „Freut euch im Herrn zu jeder Zeit, noch einmal sage ich euch, freut euch!“, ist ein Weg. Kein Befehl, nichts, was wir vorzuweisen hätten. Sondern ein Weg, auf dem wir auch und gerade mit Blick auf die Schwierigkeiten Schritte machen können, gemeinsam, wie Paulus sie uns vorschlägt.

„Was ihr gelernt und angenommen, gehört und an mir gesehen habt, das tut! Und der Gott des Friedens wird mit euch sein.“

So sei es.

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